In den letzten zwei Wochen gab es sehr viel frischen Wind an der Inselschule: Mit dem Theaterpädagogen Stefan Falk-Jordan kamen neuer Input, frische Ideen und viel Spaß am Theaterspielen nach Langeoog. Vom 7. Juni  bis zum 16. Juni sah der Unterrichtsalltag für die Inselschülerinnen und Inselschüler anders aus, statt Deutsch, Mathe, Englisch konnten sich immer zwei Klassen zusammen spielerisch ausdrücken. Bereits im Vorfeld wurden 100 Papphocker bestellt, die – fertig aufgebaut – für ein stetig wechselndes Bühnenbild sorgten. Mal wurden sie als Tresen genutzt, mal stellten sie einen Strandkorb dar, wurden ein Aufnahmestudio und vieles mehr. Und über das Projekt hinaus werden sie in den folgenden Kunststunden zu einem individuellen Sitzmöbel gestaltet. Angefangen hatte alles damit, dass der Karlsruher Theaterpädagoge, der schon früh eine große Liebe zu Nordseeinseln entwickelte, Kontakt zur Inselschule Langeoog aufgenommen hatte. Während in Baden-Württemberg Pfingstferien sind, wollte er sich über die Landesgrenzen hinaus mit seinen Ideen einbringen. Lehrerin Petra Ahrenholz, die selbst 12 Jahre in der Nähe von Karlsruhe „im Ländle“ gearbeitet hatte, war gleich begeistert und kümmerte sich um die Koordination. So musste ein extra Theaterstundenplan erstellt werden, damit alle Klassen gleichermaßen von dem Projekt profitieren konnten und die Kooperation mit einem kulturellen Verein musste angebahnt werden. Dies war eine Voraussetzung der Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung Niedersachsen e.V. (LKJ), die Kooperationspartner des Zukunftprogrammes des Landes Niedersachsen „“Startklar in die Zukunft“ sind, damit das Projekt durch Fördermittel unterstützt werden konnte.  Glücklicherweise fand sich mit dem Shantychor „De Flinthörners“ ein solcher Verein, der sich sofort bereit erklärte, das schulische Projekt zu unterstützen.

Während der Vorbereitungsphase gab es für alle Klassen ein übergeordnetes Thema, zu dem sie ihre Theaterideen entwickeln konnten: „Wandel“. Tipps vom Profi gab es natürlich auch genügend: Wo steht man am besten auf der Bühne, was mache ich, wenn jemand zu leise spricht oder sogar seinen Text vergessen hat? Für solche und weitere Fallstricke hatte Stefan Falk-Jordan die passenden Rezepte parat, sodass niemand das Gefühl haben musste, allein gelassen zu werden.

Als der große Tag der Aufführung näher kam, mussten dennoch kurzfristige Änderungen angegangen werden. Leider fielen einige Schülerinnen und Schüler und auch Lehrerinnen coronabedingt aus, sodass die Aufführung, um den nötigen Abstand wahren zu können, kurzerhand von der Aula in die Turnhalle verlegt wurde. Eine Stunde lang gab es dann vier überaus kurzweilige Stücke zu erleben. Während die Klassen 1 und 2 den Wandel der Jahreszeiten auf Langeoog thematisierten, mit allen Vor- und Nachteilen, die Sommer und Winter auf Langeoog für Restaurantbesitzer, Lieferanten und die Kinder zu bieten hat und am Ende mit Schrecken feststellten, dass sie offenbar in einer Zeitschleife gelandet sind, ging es bei den Klassen 3 und 4 um den Wandel bei Freundschaften. Kritisch, aber auch humorvoll wurde beleuchtet, wie sich Ausgrenzung anfühlt und was dagegen unternommen werden kann. Immer mal wieder flatterte eine Möwe in die Szene, die mit dem Eisverkäufer eine Vereinbarung getroffen hatte: mehr Eis für sie, mehr Umsatz für ihn!

Die Klassen 5 und 6 zeigten einen Blick in den Schulalltag. Aus dem Leben gegriffen ging es darum, warum nicht deutschsprechende Schüler ein Handy benutzen dürfen, andere dafür aber Ärger bekommen und wie eine SV-Sitzung eigentlich abläuft. Die Mathearbeit, die an diesem Tag zurückgegeben wird, die Erwartungen, die man hat und wie sich alles wandelt, wenn es dann so weit ist und die Lehrerin die benoteten Arbeiten austeilt, war ebenso ein Thema dieser Szenen. Alles beginnt auf dem Pausenhof vor der Schule. Zwischenzeitlich verwandeln sich einzelne Bereiche in Klassenzimmer oder die SV-Sitzung und wieder zurück, bis alle am Ende von den Aufsicht führenden  Lehrerinnen wieder nach Hause geschickt werden.

Für die Klassen 7 und 8 stand von Anfang an fest, dass es ein lustiges Stück werden sollte. Und so nahmen sie die Zuschauerinnen und Zuschauer mit auf einen Blick hinter die Aufnahmekulissen. „Joachims Laden, Der Amoklauf, Szene 1 Take 1“ – auf der einen Seite waren die Schauspielerinnen und Schauspieler zu sehen, die mit Ärgernissen im Alltag eines Einkaufsladens zu kämpfen hatten, auf der anderen Seite war das Filmteam zu sehen, das sich mit Störungen durch Pizzaboten, dem Hausmeister oder im Bild sichtbaren Mikrofonen ärgern musste. Beleuchtung, die nur nach einem freundlichen Schlag auf das Gehäuse wieder funktionierten oder eine Kamera, die vom Stativ fiel, waren dabei nur einige der Missgeschicke, die die Regisseurin in den Wahnsinn trieben. Zu guter Letzt reichte es der Beleuchterin mit der fleischhaltigen Pizza und dem Döner, sie bestellte veganes Sushi für alle!

Die 9. Klasse kam leider über die Vorüberlegungen nicht hinaus, da dann ein plötzlicher hoher Krankenstand die Proben unmöglich machte. Die Idee war aber überaus vielversprechend. Es ging um die Entwicklung vom Affen zum Menschen, der schließlich seine Erfindungen nutzte, um andere Planeten zu erkunden, während die auf der Erde übrigen Menschen überlegten, ob es überhaupt so eine gute Idee war, die Bäume zu verlassen.

Ein Thema, völlig unterschiedliche Ideen und Umsetzungen, selbst die Schülerinnen und Schüler mit sprachlichen Defiziten waren eingebunden und gingen in ihren Rollen auf. Das kann man wohl einen vollen Erfolg nennen!

Zum Abschluss waren sich alle einig: Das wollen wir nächstes Jahr unbedingt wiederholen!

Wenn Sie Kontakt zu Stefan Falk-Jordan aufnehmen möchten, finden Sie unter www.TheaterPlus.de mehr Informationen.

Petra Ahrenholz

Theater an der Inselschule Langeoog

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